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Einführung Statistical Process Control (SPC) zur Verbesserung der Strukturmontage bei Airbus

Präzision in der Produktion: So reduziert SPC Nacharbeiten bei der A330-Montage.

Statistical Process Control (Statistische Prozesskontrolle - SPC) wird derzeit in den strukturellen Montageprozess der A330 bei Airbus Hamburg eingeführt – mit Unterstützung eines Experten der ARTS Group, der vor Ort tätig ist. Das Ziel: Etablierung eines skalierbaren SPC-Ansatzes, der die Prozessstabilität erhöht und die Qualität bei der Rumpfmontage verbessert.

Komplexität im dezentralen Produktionsnetzwerk von Airbus

Im Gegensatz zu seinem Konkurrenten Boeing, der die Produktion an einem Standort konzentriert, verteilt Airbus die Fertigung auf mehrere europäische Standorte. Jedes Werk hat eine bestimmte Aufgabe: Hamburg ist für die Rumpf- und Kabinenproduktion zuständig, Stade fertigt CFK-Komponenten und Seitenleitwerke, Filton produziert Flügelstrukturen und Bremen liefert Hochauftriebssysteme. Die Endmontage des A330 erfolgt in Toulouse.


Dieses dezentrale Modell erfordert eine enge Koordination. Die Fertigungstoleranzen sind extrem gering – selbst Abweichungen im Millimeterbereich an den Rumpfverbindungen können kostspielige Nacharbeiten oder Ausrichtungsprobleme verursachen. Aus diesem Grund strebt Airbus eine höhere Präzision in den frühen Produktionsphasen an. Das Ziel: weniger Korrekturen in späteren Phasen und eine höhere Reproduzierbarkeit der Prozesse.

SPC: Ein bewährtes Werkzeug mit ungenutztem Potenzial in der Luftfahrt

SPC ist in anderen Branchen bereits etabliert und wird bei Airbus bereits für die Programme A350 und A380 eingesetzt. Die von Walter A. Shewhart entwickelte Methodik nutzt statistische Analysen zur Überwachung und Steuerung von Fertigungsprozessen. Sie ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Abweichungen, reduziert Ausschuss und Nacharbeiten und erhöht gleichzeitig die Prozesstransparenz.


Obwohl SPC klare Vorteile bietet, ist seine Anwendung in der Luftfahrt nach wie vor begrenzt – vor allem aufgrund der geringen Produktionsmengen, die es schwieriger machen, statistisch aussagekräftige Datensätze zu erstellen. Dennoch hat SPC ein großes Potenzial, wenn es strategisch eingesetzt wird, insbesondere in hochkomplexen Bereichen wie der Rumpfmontage.

Pilotimplementierung: Sektion 16 am Standort 601

Die ARTS Group unterstützt Airbus bei der SPC-Implementierung für den A330 am Bauplatz 601 in Hamburg. In diesem Bereich werden Seitenschalen, Bodengitter und Bilgenstrukturen zum unteren Rumpfteil 16 zusammengebaut, das später mit dem mittleren Rumpf und den Tragflächen verbunden wird.


Airbus überwacht an diesem Standort 30 Parameter. Zur präzisen Messung der Trennstellen des Rumpfes wird Photogrammetrie eingesetzt. Kleine Reflektorplatten werden an wichtigen Punkten – wie Außenhaut, Laufbahnen und Sitzschienen – angebracht und in definierten Winkeln und Abständen gemessen. Der Schwerpunkt liegt auf den Laufbahnen, da diese den größten Toleranzbereich aufweisen.


Die Messungen werden mit Bluetooth-fähigen Messschiebern, Laser-Entfernungsmessern und anderen Werkzeugen erfasst und direkt auf eine Tablet-Schnittstelle übertragen, die vom Montageteam verwendet wird. Nach dem Speichern stehen die Daten für die Analyse zur Verfügung. Dies ermöglicht eine klare Korrelation zwischen Prozessänderungen – beispielsweise geringfügigen Anpassungen der Teilepositionierung – und deren Auswirkungen auf die Produktqualität.


Außerdem werden Warnmeldungen ausgelöst, wenn Produktdaten von definierten Schwellenwerten abweichen. Zusätzlich zu SPC unterstützen die Daten obligatorische Bodentestanweisungen (GTIs), wie z. B. Überprüfungen der Belüftungs- und Hydrauliksysteme.

©AIRBUS SAS 2016 Frédéric Lancelot - Master Films
©AIRBUS SAS 2016 Frédéric Lancelot - Master Films

Ausblick: Auf dem Weg zu einer intelligenteren Montage

In Zukunft könnte SPC adaptivere Montageprozesse ermöglichen. Beispielsweise könnten Lieferanten detaillierte „digitale Aufzeichnungen” für Komponenten bereitstellen. Diese würden Prozesshistorien und Zielwerte enthalten und den Produktionsteams helfen, die Toleranzen in jedem Schritt präziser aufeinander abzustimmen. Anstatt innerhalb von Toleranzbereichen zu arbeiten, würden die Teams exakte Werte anstreben – was die Gesamtqualität verbessern und Abweichungen reduzieren würde.


Dieser Wandel würde modernen Qualitätskonzepten entsprechen, bei denen das Ziel nicht nur darin besteht, innerhalb der Grenzen zu bleiben, sondern Konsistenz über alle Produktionsstufen hinweg zu erreichen.

ARTS Group: Förderung operativer Exzellenz in der Luft- und Raumfahrt

Durch die Einbindung erfahrener Spezialisten direkt am Einsatzort bietet die ARTS Group OEM Support für Luft- und Raumfahrthersteller wie Airbus bei der Bewältigung komplexer Produktionsherausforderungen. Ob durch Prozessoptimierung, Quality Consulting oder praktische industrielle Unterstützungsservice – unser Ziel ist es, die Luftfahrtfertigung effizienter, vorhersehbarer und skalierbarer zu machen.

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